CD Einzelrezension: Smalltape – The Ocean
Jul 18th, 2017 by muelrich
Angeregt durch die sehr positive Rezension im eclipsed-Magazin, wo sogar Superlative wie „der deutsche Steven Wilson“ bemüht wurden, habe ich die CD bei Spotify vorgehört und dann sofort bei smalltape.net geordert.
Um es vorwegzunehmen: dieses Füllhorn an Ideen, Stilistiken und Instrumenten ist schlicht der Oberhammer. Stilistische Bandbreite kann ja auch bedeuten, dass man bei einer CD den Zusammenhang vermisst. Hier weit gefehlt. Das ist alles wie aus einem Guss. Instrumentelle Vielfalt, insbesondere, wenn der Protagonist, hier also Philipp Nespital, fast alles alleine einspielt. Kann ja auch zu suboptimalen Ergebnissen führen. Ich kenne da auch Beispiele, wo ich bei jedem Hören denke „hätte der sich mal nen Schlagzeuger gegönnt …..“. Hier auch weit gefehlt. Ob Keyboards, Gitarre, Gesang, oder Gitarre: alles wirklich klasse.
Zu den Texten kann ich zur Zeit nichts sagen, ich habe zwar gesehen, dass es die auf der homepage gibt, hab da aber noch nicht gelesen (davon abgesehen bin ich eh nicht so der Texteinterpretierer).
Außerdem finden sich inzwischen Rezensionen im Netz, die sich mit dem textlichen Konzept auseinandersetzen und auch das lohntsich, mal zu lesen.
So, fangen wir mit diesem Werk und seiner Musik mal an:
01. When the waves devide
00:00 Irgendwas baut sich da langsam auf und wird lauter
00:47 ein Cello dringt zaghaft durch den Sound“Nebel“ und spielt eine ruhige Melodie.
01:30 Da sind noch mehr Streicher
01:55 Der „Nebel“ ist weg und es wird klar: hier agiert ein Streichquartett (und das sind richtige Musiker, keine Synth-Konserve)
02. The Ocean Pt. 1
00:00 Fast ohne Übergang geht es weiter, die Streicher werden heftiger, ein Piano, ein Bass, Drums setzen ein
00:45 Das Piano führt den rhythmischen Reigen an
01:06 alles stoppt und eine „wütende“ Gitarre übernimmt. 01:21 jetzt auch mit Rhythmusgruppe
01:36 Der Hauptriff des Stückes beginnt, im wesentlichen Gitarre, Bass und Drums. Das sind Riffs, die man seit Porcupine Trees In Absentia schätzt.
02:05 das Piano kommt hinzu
02:26 ein kleiner Drumfill unterbricht, dann wirde der Riff wieder aufgenommen, zu den bisherigen Instrumenten kommen noch (synth- ?) Streicher.
03:00 Ein B-Teil mit elegischer Streichermelodie unterbricht
03:15 ein neuer Drumgroove
03:36 Piano und Bass grooven über einen Grundton, schon fast jazzig, das Arrangement ist sehr luftig
04:35 Im gleichen Groove gibt es jetzt eine aufsteigende Basslinie
04:58 jetzt wird es wieder heavy und dramatisch, mit tollem Chor, langsame Dynamiksteigerung
06:05 der Groove hört auf. Das fadeout bildet das Piano mit Hintergrundgeräuschen
03. The Shore
00:00 Nahtlos geht es weiter. Eine Akustikgitarre übernimmt
00:17 Der erste richtige Gesangseinsatz
00:48 zur zweiten Strophe kommt ein weiteres Instrument hinzu, eine cleane E-Gitarre.
01:38 wieter ohne Rhythmusgruppe ertönt nun ein Saxophonsolo
02:25 Pianoarpeggien kommt hinzu
02:50 die Strophe klingt in einer Hallfahne aus. Jetzt wird es sphärisch. Die Akustikgitarre bleibt, diesmal gezupft.
03:30 eine cleane Gitarre spielt eine Melodie …
04:00 Sphärische Klänge beenden den Song
04 The Mirror
00:00 Weiter geht es mit einer rhythmischen Pianophrase
00:30 Die Rhythmusgruppe setzt ein und es groovt sehr cool
01:01 Der Bass funkt !
01:19 Weiter geht’s mit dem Groove wie bei 00:30, eine Leadgitarre kommt dazu
02:05 wieder der Funkbass
02:22 anderer Rhythmus, eine elegische Pianomelodie, dann aufgegriffen, von einer cleanen E-Gitarre
03:14 Gesang übernimmt
03:39 instrumentales Zwischenspiel
03:50 weiter mit Gesang
04:18 dynamische Steigerung, hier deutet sich ein Refrain an, jedoch nach kurzer Zeit geht es weiter mit dem Strophenrhythmus, hier jedoch mit Gitarrenmelodie
05:00 ein an Minimoog erinnernder Synth soliert auf dem tollen Groove.
05:35 Staccato-Gitarren übernehmen. Die Rhythmusgruppe groovt wie Hölle.
06:07 Der Funkbass ist wieder da. Auch hier exzellenteste Drums-Arbeit.
06:25 das elegische Piano zu den tollen Harmonien ist wieder da.
07:00 Gesangsstrophe zu Pianosolo, bis 7.25 baut sich die Band wieder auf
07:25 Das, was man Refrain nennen könnte, bildet den dynamischen Höhepunkt
07:52 Eine Pianomelodie, aufgenommen vom MiniMoog bildet den Ausklang.
Und bevor ich jetzt diese CD komplett seziere: es folgt noch ein wahrlich reiches Füllhorn an Ideen und Überraschungen. Nylonstringgitarren mit spanisch/Arabischen Melodien, fette Brachialgitarren, E-Piano-Solo über ostinatem Bass im JazzGroove, Sax-Solo, usw. usf.
Und immer wieder diese elegischen Melodien, in denen ich baden könnte !
Entdeckt es bitte selber.
Das ist ganz, ganz großes Art-Prog-Kino und nebenbei bemerkt muss man das Ding über eine bessere Stereoanlage LAUT hören. Das ist dermaßen fett und gleichzeitig transparent abgemischt, dass es ein audiophiler Hochgenuss ist.
Und wem ich mit dieser Rezension nicht den Mund wässrig machen konnte, dem ist dann leider auch nicht mehr zu helfen *muhaha*