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Hans Ulrich Müller

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CD-Einzel-Rezension: Frank Zappa – Overnite Sensation

Jun 30th, 2017 by muelrich

Frank Zappa – Overnite Sensation (1973)

In den „babyblauenseiten“ findet sich bis dato lediglich eine Rezension zu dieser CD, welche zudem m.E. viel, sehr viel, zu niedrig bewertet.

Dazu zwei Vorbemerkungen: O.S. ist das erste Werk, welches ich je von FZ gehört habe. Das prägt. Und welches ich so oft gehört habe, dass ich die komplette CD auswendig im Kopf habe.

Dazu eine kleine Anekdote, wie ZappaManiacs ticken: 1987 war ich am Lago di Garda mit einem Kumpel zelten. Dort trafen wir drei Zappa-verrückte Schweden. Und abends, am Lagerfeuer, nach mehreren Flachen Vino Rosso und vermutlich dem Konsum anderweitiger bewußtseinserweiternder Substanzen, sangen wir die komplette Overnite a capella. Nicht nur die Texte, auch die breaks …..

Auch heute noch hab ich die Platte im Kopf. Was bei nicht sooo vielen CDs der Fall ist. Zum anderen betrachte ich die legendäre Besetzung um Napoleon Murphy Brock, George Duke und Ruth Underwood, die ab 1974, also kurze Zeit später aktiv war, bis heute als die beste Inkarnation aller Zappa-Besetzungen. Dies ist übrigens eindrucksvoll nachzuvollziehen auf YCDTOSA Vol. 2 – The Helsinki Concert. Somit ist O.S. besetzungstechnisch die Vorstufe meiner bevorzugten Besetzung und zudem der Beginn dieser Phase, die für mich mit 1975 mit One size fits all einen ähnlich genialen Abschluss findet.

Nach den Jazz-nahen-Werken wie Waka Jawaka oder The Grand Wazoo und der Besetzung um die Sänger Volman und Kaylan wird es jetzt einerseits rockiger, andererseits aber auch jazz-rock-lastiger, funkiger und souliger. Hier kommt alles zusammen, was Anfang der Siebziger in der Rockmusik angekommen ist.

Oberflächlich gehört, ist das eine Ansammlung von recht kurzen, eingängigen Songs, die oftmals sogar ein Pop-Arrangement (Vers-Refrain-Vers-Refrain-Solo-Refrain oder so ähnlich) aufweisen oder zu einem schleppenden Groove Sprechgesang darbieten, der monoton erscheint.

So startet die LP mit Camarillo Brillo, welches das kurze Rock-Song-Idiom erfüllt und außer, dass es eine typisch abstruse Zappa-Geschichte erzählt, nicht weiter spektakulär ist.

Dass O.S. alle Zutaten enthält, die Zappa ausmachen, wird schon im nächsten Song bewiesen. Politische bzw. gesellschaftskritische Statements wie in I’m the slime haben selbst heute ihre Gültigkeit nicht verloren. Und dabei entstand Zappas Abrechnung mit der Gehirnwäsche des TVs zu einer Zeit, als das Wort Privatfernsehen noch nicht mal erfunden war. Wobei der Song neben dem Sprechgesang zu einem groovigen Rhythmusteppich auch andere musikalische Qualitäten zu bieten hat, wie das expressive Gitarrensolo gleich zu Beginn oder den funky Riff, der den Song einleitet und im Refrain weitergeführt wird.

Dirty Love bietet Zappas conceptual continuity, taucht doch hier der “poodle dog” auf, der in Cheepnis (Roxy & elsewhere) gleich als Monster herhalten muss und viel später auf einer der YCDTOSA-DoCDs gar im Zentrum von Zappas Version der Schöpfungsgeschichte steht. Eine kleine straighte Rocknummer mit Groove, toller hookline, viel souligem Chorgesang (wie übrigens auf der ganzen Platte) und einem schönen Gitarrensolo des Meisters.

Fifty-Fifty ist ebenfalls eine Nummer in „normalem“ Pop-Arrangement, allerdings schreit sich Ricky Lancelotti die Seele aus dem Kopf, als wäre der Leibhaftige in ihn gefahren. Zudem gibt es gleich drei richtig tolle Soli, von George Duke auf der Orgel, Jean Luc Ponty auf der Geige und Zappa himself an der Gitarre. Wobei, wie fast auf der gesamten Platte, seine Soli noch mehr eingebettet sind in das harmonische und rhythmische Gerüst der Songs als seine späteren Soli, die oft zu modalen Grooves das darbieten, was unter dem Begriff Xenochronie beschrieben werden kann. Das instrumentale Outro der Nummer ist wiederrum ein Paradebeispiel für Zappas einzigartige Melodie-Rhythmik.

Zomby Woof ist ein Paradebeispiel für komplexeste Rhythmik und Harmonik und für mich ein Highlight der Platte. Was da musikalisch abgeht, gehört zum Besten, was jemals im Bereich der populären Musik komponiert und gespielt wurde. Die Nummer auseinander zu nehmen, würde den Rahmen einer Rezension sprengen. Eine ähnlich komplexe Nummer findet sich dann auf der One Size fits all mit Inca Roads.

Dynah-Moe Humm kommt zunächst locker flockig daher um dann über einen monoton-groovenden Teppich eine Geschichte zu erzählen. Dabei erreichen Zappas Sprachgewandheit und –witz Groucho-Marx’sche Qualitäten: „Kiss my aura, Dora, it’s real angora, right here on the flora, an‘ how ‚bout you, Fauna“. Aber auch der schon angeführte weiblich-soulige Chorgesang tritt wieder in Erscheinung und liefert einige rhythmisch doch recht interessante Dinge ab. Was in der Abschlussnummer Montana noch auf die Spitze getrieben wird.

Die plötzlichen Ausbrüche komplexest-komplizierter Melodien, wie z.B. im von Marimba und Posaune teils unisono gedoppletem Chor zw. 3:25 und 4:08 in Montana führen ad absurdum, dass dieser Songs eigentlich eine dahintreibende Persiflage auf Country ist, was allerdings nichts mit dem lässigen Grundgroove des Songs zu tun hat.

Die schon angesprochene Conceptual Continuity ist auf jeder Platte vorhanden, die „circon-encrusted tweezers“ tauchen gleich in zwei songs auf.

Fazit: hier ist 100% Zappa drin. Verpackt in vermeintliche Zugänglichkeit.

Daher ist das für mich ganz klar eine CD für die Insel.  15/15. Anders kann ich nicht.

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