Rock History: 1997
Jan 22nd, 2017 by muelrich
Die Tage sah ich in Facebook einen Post, was gerade in der Musik 20 Jahre alt geworden ist. Da waren so Scheußlichkeiten wie die Spice Girls dabei …. also schauen wir mal, was es heute vor 20 Jahren so an “guter” Musik gab:
Jennifer Batten – Momentum
Die Königin des two-hand-tappings hat neben ihrer Arbeit für z.B. Michael Jackson oder Jeff Beck auch das ein oder andere Soloalbum rausgebracht. Hier wird bekanntlich gefrickelt, bis der Arzt kommt. Lange nicht mehr gehört.
Pat Boone – In a metal mood
Ein Schnulzensänger singt Heavy-Songs im big band Gewand. Klingt nach Absurdität. Ist aber großes Kino. Wer auf Coversongs in vollkommen anderen Arrangements steht, sollte hier unbedingt mal reinhören.
The Corrs – Talk on corners
Die Band habe ich seinerzeit sehr gemocht. Keltische Melodieführung im Pop-Rock-Arrangement. Ob das hier nun gerade die beste oder essenziellste CD dieser Band ist, weiß ich nicht. Auch sehr lange nicht mehr gehört.
Pino Daniele – Dimmi cosa succede sulla terra
Irgendwann saß ich in Dessau bei meinem damaligen Lieblingsitaliener und statt der üblichen Italo-Pop-Mucke schallte da etwas aus den Lautsprechern, was sehr interessant klang: ‘Galby’ von Pino. Gianni, der Chefkellner, hat mir dann mal einen Sampler gebrannt, was mich so geflasht hat, dass ich mir in kürzester Zeit nahezu das komplette Programm bestellt habe. Die 4 CDs zw. 1995 und 2001 sind mir nach wie vor die liebsten. Mit der Creme della Creme amerikanischer Studiomusiker werden hier stilistisch vielfältige, perfekt arrangierte und wie Sau groovende Songs dargeboten, dass ich immer wieder sehr vermessen behaupte, dass das die perfekte “Pop”-Musik ist.
Robben Ford – Tiger walk
Robben Ford kann von Blues über Fusion bis Soul auch alles. Diese CD hier bietet ähnlich relaxt groovende Musik wie John Scofield auf der A go go.
Fareed Haque – Deja vu
“Deja vu”? War das nicht mal der Titel einer CD von Crosby, Stills, Nash & Young? Diesem 15 Punkte Meisterwerk. Ja, Und so ist das hier eine instrumental verjazzte Cover-Version dieser CD. Grandiose Arrangements !
Scott Henderson – Tore down House
Den Hednerson habe ich zweimal live gesehen. Und dafür, dass der ja eigentlich Blues spielt, ist das so abgedreht, dass ich da nur kopfschüttelnd gestanden bin und permanent murmelte: “ich verstehe nicht, was der da macht”. Einer der außergewöhnlichsten “Fusion”-Gitarristen auf diesem Planeten.
Lynyrd Skynyrd – Twenty
In der 80ern war Southern Rock tot. Und was die wenigen Protagonisten, die es überhaupt als Band noch gab, da so produziert haben, konnte man auch vergessen. Doch Totgeglaubte leben manchmal länger und Lyn Skyn gehört zu den Bands, die dann irgendwann wieder sehr anhörbare CDs veröffentlicht haben.
Magellan – Test of Wills
Die Gardner Brüder (beide verstorben) haben einige sehr spannende Progressive-Produktionen hingelegt. Sehr interessant hier der Einsatz der Posaune. Das hier ist von den unter Magellan laufenden Alben definitiv mein liebstes.
Mandoki – People in Room No. 8
Jaja, der Leslie Mandoki, der mit dem Hunnenschnäuzer, der in einem Atemzug mit Dschinghis Khan genannt wird … und damit könnten wir an dieser Stelle zur nächsten Band …. neee, der Typ hat echt was drauf und mit der Creme della Creme (hatten wir schon mal) an Sängern und Jazz-Rock affinen Instrumentalisten (u.a. Ian Anderson, Bobby Kimball, Jack Bruce, Steve Lukather) veröffentlichte der einige extrem groovende und musikalisch interessante Platten. Songlängen von teilweise 15 Minuten sprengen das Pop-Radio-Format deutlich.
Gary Moore – Dark Days in Paradise
Gary Moore, der Rocker. Gary Moore, der Blueser. Und dann gab es das ein oder andere Album, welches diese stilistischen Achsen gesprengt haben. Das hier ist so eins. Da sind aber mit “I have found my love in you” und “Like Angles” zwei seiner allerschönsten Balladen drauf. Und daher ist das mein persönliches Lieblingsalbum von ihm.
Paul Rodgers – Now
Das habe ich sehr sehr lange nicht mehr gehört. Das würde heute vermutlich auch nicht mehr in diese Liuste reinkommen. Ich deneke aber, dass das die Zeit war, wo ich mir bewusste wurde, dass Paul Rodgers (zusammen mit Robert Plant, David Coverdale, Glenn Hughes und Steve Marriott) zu meinen fünf absoluten Lieblingssängern gehört. Ob man für diese Erkenntnis genau diese CD braucht … ich wechsele mal schnell zur nächsten Platte *g*
Spock’s Beard – Beware of darkness
Ja, endlich wieder richtig geiler Prog (und diese Band gehörte zusammen mit den Flower Kings einige Zeit lang zu meinen Lieblingsbands). Sehr schön auch die Gentle Giant Zitate. Jedenfalls gehören die frühen SB mit zu dem Besten, was dieses Jahrzehnt an Prog hervorgebracht hat.
38 Special – Resolution
Auch eine der großen Southern Rock Bands der 70er mit Twin-Gitarren. Hier ist der Sound entwas verändert, leichte Americana-Anleihen höre ich da raus. Ist ne tolle Pallte, die ich bis heute immer wieder gerne höre. Gerne auch im Auto.
Vanden Plas – The god thing
Deutsche Bands kranken imho häufig daran, dass das musikalisch alles ganz hervorragend ist, aber der Gesang bestenfalls mittelmäßig. Insbesondere viele Prog-Acts haben da echt ein Manko. Ich bin, was Gesang angeht, auch äußerst anspruchsvoll, wenn nicht gar pingelig. (siehe meine weiter oben beschriebenen Vorlieben). Vanden Plas hat nun den Vorteil, dass die nicht nur im Prog-Metal wirklich klasse Musiker und klasse Kompositionen haben, sondern einen der wenigen Sänger mit wirklich internationalem Format. Auch bei dieser Band gilt aber, dass zwei bis drei Platten reichen (Beyond daylight von 2002 wäre wohl die beste).
Fazit: auch ohne die Spice Girls hat das Jahr 1997 doch einen stilistisch sehr breit gefächertes Angebot an wirklich qualitativ hervorragender Musik zu bieten.