7 Tage – 7 Songs
Sep 30th, 2015 by muelrich
In Facebook lief zuletzt so ein “Spiel”, wo man sieben Tage lang je einen Lieblingssong oder prägenden Song vorstellen sollte. Ich musste mich da auf das Thema “Soundtrack meiner Jugend” (also 1970-1975) beschränken weil ich sonst vermutlich 70 Songs benannt hätte …In dieser Phase habe ich im wesentlichen alle Stilrichtungen entdeckt, die mich musikalisch sozialisiert haben und die ich bis heute mag. Und so wurde es aus jeder Stilrichtung ein Song:
Tag 1: Deep Purple – Speed King (In Rock 1970)
Damit fing alles an. Natürlich hab ich vorher schon Musik gehört. Radio Luxemburg (MW 1440). Da kam Samstags Hitparade. Ich hatte auch schon von den Beatles die Abbey Road und die Let it be. Aber wenn man an die “Pop”-Musik (zB Yellow River, mag ich bis heute) denkt, dann war Black Night von Deep Purple schon der Hammer. Da wusste ich, ich muss Gitarre lernen. Also hab ich mir Deep Purple in Rock gekauft. Und was da aus der Stereoanlage tönte, war sowas von anders. Dieses brachiale Intro mit Richie Blackmore an der Gitarre. Ian Gillan als Prototyp des Rock-Shouters (zum Thema Sänger morgen mehr) und dann der Mittelteil mit dem Dialog von Orgel und Gitarre). Bis Stormbringer war dann DP auch definitiv meine Lieblingsband. (wobei ich auch Uriah Heep klasse fand und vor allem Grand Funk Railroad, die ich bis heute für gnadenlos unterschätzt halte, weil die Soul und Groove in ihrem harten Sound hatten, aber das ist eine andere Geschichte).
https://www.youtube.com/watch?v=hxGuFGJ09qE
Tag 2: Led Zeppelin – Since I’ve been lovin’ you (III – 1970)
Diese LP gehörte auch zu den ersten zehn, die ich je besessen habe. Led Zep war nie meine Lieblingsband (ich stand ja total auf Grand Funk Railraod), aber diese LP war eh und je meine liebste. (da kommt die II nicht mit, die IV nicht, nicht die Physical Grafity und die Houses of the holy schon gar nicht. Letztere habe ich zuletzt mal wieder gehört und ich mag da nix dran, nicht die Songs, nicht die Arrangements nicht, den Sound nicht … aber auch das ist eine andere Geschichte.) Und dann dieser Song. Dieses dynamische Gitarrenspiel, diese Sinnlichkeit. UND: dieser Gesang. Für mich ist das die beste vokale Rockperformance aller Zeiten.
Und damit ist klar, dass ich, was Gesang betrifft, ganz klar Rockshouter bevorzuge: Robert Plant, David Coverdale, Glenn Hughes, Paul Rodgers, Steve Marriott, Steve Perry … oder in der jüngeren Genearation Richie Kotzen, David Readman, Doogie White … so muss Gesang.
https://www.youtube.com/watch?v=oBvxhp4JAe4
Tag 3: Crosby,Stills,Nash&Young – Carry on (Deja Vu – 1970)
Auch definitiv eine meiner ersten zehn LPs. Vermutlich hörte ich im Radio Marrakesh Express und da musste diese Platte her. Ich finde auch heute noch das gesamte Album ohne Ausnahme grandios. Ein Meilenstein.
Und damit war meine Liebe zum Satzgesang geboren und diese Platte ist das Samenkorn für alles, was an Singer/Songwriter Musik noch folgen würde. Tapestry von Carole King ist ein ähnliches Meisterwerk, die zweite LP von America fand kurze Zeit später zu mir und ob Bruce Cockburn oder John Martyn bzw später Dave Matthews oder Monte Montgomery, diese Spielart der Pop/Rock-Musik gehört seit Deja Vu zu meinem Leben.
https://www.youtube.com/watch?v=nP0VBB7BO64
Tag 4: King Crimson – Epitaph (In the court of the crimson king – 1969)
Jetzt kommen wir zu der Stilart der Rockmusik, wo ich wohl die allermeisten Platten/CDs von habe. Meine erste “Klassik-Rock” Platte, wie wir damals sagten, war wohl die Tarkus von ELP. Aber den Titel”song” hier auswählen? Da im Progressive Rock eh die Alben als solches mehr zählen, finde ich das auch schwierig, meine Lieblingstitel zu wählen. Gentle Giant ist eine meiner Favoriten-Bands, aber da könnte ich nicht mal ein Lieblingsalbum nennen. Jedenfalls begann in der ersten Hälfte der 70ger meine Liebe zu dieser Art der Musik. In vorderster Reihe King Crimson, Gentle Giant, Yes und Genesis, dann ELP Jethro Tull und Pink Floyd, aber auch Caravan, Renaissance, Nektar und Gong … usw.usf.
Und so ließe sich das über die Jahrzehnte fortsetzen. Anfang der 80ger waren Dixie Dregs, Rush und Saga meine Favoriten, später dann die Flower Kings, Dream Theater und Porcupine Tree … aber hier muss ich mich ja beschränken. Und daher ein Titel, der mir auch heute noch bei jedem Mal Gänsehaut pur beschert. (mal abgesehen davon, dass es auch ein tolles Beispiel für Musik mit Mellotron ist)
https://www.youtube.com/watch?v=ISH3ud4×474
Tag 5: Frank Zappa – Zomby Woof (Overnite Sensation – 1973)
Nach Progressive Rock habe ich wohl die meisten Platten aus der Stilrichtung Jazz-Rock. Seit ich 1972 im ZDF-Sontagskonzert das Mahavishnu Orchestra gesehen habe, war ich Fan von McLaughlin, Return to Forever, Weather Report, Brand X usw.
Und da für mich die 1973er Zappa-Band (mit George Duke und Jean-Luc Ponty) die Jazz-Rock-Band war und imho auch seine beste, muss ich heute mit einem Schlag Jazz-Rock, Zappa und Gitarrenhelden erschlagen.
Zunächst mal zu Zappa. Es muss 1974 gewesen sein, da ging ich zu einem Freund (der war ne Klasse über mir und spielte in der angesagtesten Schülerband Gitarre) zum Gitarrentricks abgucken. Und was passierte? Nach dem Konsum bewusstseinserweiternder Substanzen legte der die Overnite Sensation auf. Und seit dem bin ich absoluter Zappa-Maniac. Hab (nahezu) alles von dem. Zappas Gesamtwerk strahlt meilenweit über allem !
Fast alles habe ich im übrigen auch von Santana. Aber da gilt eher, dass einige Alben Gesamtkunstwerke sind, wie für mich Caravanserai.
Und bzl. der abgedrehten Mucke a la FZ muss ich auch noch Magma erwähnen, deren 1975er Live-Album auch ein Klassiker in meiner Sammlung ist und von denen ich nahezu alles in meiner Sammlung habe.
https://www.youtube.com/watch?v=Q3gPY7jXAbM
Tag 6: Rory Gallagher – Messin’ with the kid (Live in Europe – 1972)
Nach all dem “anstrengenden” Zeug wie Progressive und Jazz Rock darf doch Blues-Rock nicht fehlen. Und obwohl Deep Purple ja in der ersten Hälfte der 70ger meine Lieblingsband war, so war Rory mein erster Gitarrenheld. So wollte ich spielen (können), so wollte ich klingen. Wobei im Laufe der Zeit meine Gitarrenidole weitgehend dem Blues Rock zuzuordnen sind. Nach Rory kam Les Dudek, der Southern-Rock-Licks mit pop-rockiger Mucke verband, dann war lange Zeit Eric Johnson mein Favorit, bevor zuletzt Warren Haynes diesen Platz eingenommen hat.
Tag 7: Allman Brothers – Blue Sky (Eat a Peach – 1972)
So, nun ist es schon fast vorbei. Schade eigentlich. Ich hätte da noch so viele Songs …
Eine Stilrichtung darf natürlich nicht fehlen: Southern Rock.
Duane Allman ist ledier viel zu früh von uns gegangen. Diese Doppelgitarren sind legendär. Und in Blue Sky finde ich alles wieder, was diese Band ausmacht. Sehr geil der Soloteil, wo die beiden Gitarristen (der zweite war Dickey Betts) ihre legendären zweistimmigen Läufe spielen, bevor der Wechsel kommt.
Und diese Stilrichtung hat mich für immer begeistert. Lynyrd Skynyrd, Outlaws, Blackfoot oder insbesondere 38 Special (und nicht zu vergessen ZZ Top). ALles geile Bands, die in meiner Sammlung fast vollständig vorkommen.
https://www.youtube.com/watch?v=wwyXQn9g40I
Nachwort.
Schade, schon vorbei. Es war echt ne Herausforderung, sich auf 7 Songs zu beschränken. Und ging auch nur, weil ich mich auf einen musikalischen Zeitraum von ca. 5 Jahren beschränkt habe. Das war der Grundstock für meine musikalische Sozialisation.
Ich könnte sofort 7 /ähm doch 8 Songs der nächsten fünf Jahre benennen:
Les Dudek – It can do (1976)
Nova – You are light (1977)
Dixie Dregs – Night meets light (1978)
Rush – Natural Science (1978)
Saga – Humble Stance (1978)
Toto – Girl goodbye (1978)
Michael Franks – B’wana he no home (1980)
John Martyn – Sweet littel mystery (1980)
und das würde dann in den frühen 80gern gefolgt von Dan Ar Braz, Mr. Mister, Judie Tzuke, Thomas Dolby, Chaka Khan, Ozzy Osbourne ……
Was aber klar erkennbar ist: die Stilistiken, die mich in den frühen 70gern prägte, wirkt bis heute nach.
Punk, New Wave, Grunge, HipHop … das geht mir alles am Arsch vorbei (ausnahmen bestätigen wie immer die Regel)
Progressive, Jazz-Rock, Hard-Rock, AOR, Southern Rock, Blues Rock, Folk-Rock…. und da hab ich Klassik, bretonische Folklore und Minimal Music ja noch nicht mal berücksichtigt ….. reicht mir auch. Ich habe gar nicht genug Zeit, das alles zu hören ….
War mir eine Freude !