NeBeLNeST – ZePTO (2006)
Apr 7th, 2007 by muelrich
Nebelnest ist französischer Prog der heftigsten Art. Das Quartett (g, b, key, dr) wird immer mit King Crimson verglichen. Das ist in einigen Bereichen auch der Fall. Der Drummer klingt wie Bill Bruford (relativ hoch gestimmte Toms und viel Crash- und Chinabecken), der Bass erklingt oft verzerrt (Vergleiche mit KC’s Red drängen sich auf) und auch der verstärkte Einsatz des Mellotrons rufen immer wieder Assoziationen an KC hervor.
Und ebenso wie auf fast allen frühen King Crimson Platten gibt es auch auf der Nebelnest CD Passagen, die irgendwo zwischen Free Jazz und Kakophonie in der Belanglosigkeit herummäandrieren.
Aber: die große Stärke von King Crimson war bei aller Progressivität der Musik das herausragende Gespür für epische Melodien mit hohem Wiedererkennungswert. Ob Epitaph oder Fallen Angel. Die Musik von King Crimson war durchaus songdienlich strukturiert und singbar!
Das ist bei Nebelnest überhaupt nicht der Fall. Es fehlt nicht nur der Gesang, es fehlen eigentlich auch jedwede erkennbaren Melodien (das Wort Hookline nehme ich schon gar nicht in den Mund) und auch erkennbare Songstrukturen wollen mir bei zweimaligem Hören nicht über den Weg laufen.
Wer auf King Crimson steht und zudem auch der Prog Avantgarde zugeneingt ist (z.B. Discus oder Sleepytime Gorilla Museum, wobei beide letztgenannten für mich noch die besseren – weil hörbareren – Alternativen darstellen), der mag hier zugreifen. Für alle anderen (insbesondere schönklang-gewohnte NeoProggies): Achtung, das hier ist heftige Kost, das hier ist wirklich progressiv. (Ich denke man hört aus diesem Beitrag deutlich hearus, dass ich mit der Bezeichnung Neo-Prog gewisse Probleme habe, weil ein Großteil dieser Musik in meinen Ohren (zwar durchaus anhörbar, aber) alles andere als progressiv ist.